Geschichten vom Marschall - Teil 1

Stans - eine uralte Siedlung

 

Das sonnig gelegene Gelände in Stans verlockte schon in sehr früher Zeit zu einer ständigen Besiedlung. Auch wenn die Herkunft des Ortsnamens noch nicht geklärt werden konnte, ist zumindest eines klar – es handelt sich um einen vorrömischen Namen. Die ältesten Spuren einer Siedlung wurden auf der so genannten „Burg“, einer bewaldeten Kuppe westlich von Stans, gefunden. Urkundlich betrachtet ist Stans einer der am frühesten genannten Orte im ganzen Inntal. Einer Urkunde aus dem Jahre 827 nach, schenkte ein reicher Romane namens „Quartinus“ dem Kloster zum hl. Candidus in Innichen einen Teil seiner Güter in Stans, das damals „stauanes“ hieß. Wann die Bewohner von Stans zum Christentum bekehrt wurden und woher lässt sich durch Grabungsergebnisse von 1989 genauer feststellen. In Stans gab es bereits im 8. Jahrhundert eine Kirche, einen kleinen Holzbau, der im 11. Jahrhundert zu einer Steinkirche umgebaut wurde. Eine Übersicht über das Eigentum der Kirche geben die Urbare (ein Urbar ist ein Verzeichnis über Besitzrechte einer Grundherrschaft und die dazu erbringenden Leistungen) von 1485 und 1560, die eine Reihe von Besitztümern anführen. Interessanter für uns sind aber die Güter der Benediktiner von St. Georgenberg, in dessen Besitz sich der spätere Marschall befand.

Der ehemalige Georgenberger Grundbesitz in Stans

 

Wichtig für die geschichtliche Entwicklung des Marschalls ist das Georgenberger Urbar von 1370. Georgenberg besaß damals 14 Güter – ob sich der Marschall darunter befand, kann nicht mehr mit Sicherheit nachgewiesen werden. Allerdings deutet viel darauf hin, dass es sich bei der im Urbar angeführten Halbhufe (eine Halbhufe ist ein Bauerngut) um den späteren Gasthof Marschall gehandelt hat. Noch wichtiger aber ist die Erkenntnis, dass die im Urbar angeführte Weinlieferung bereits auf ein Ausschankrecht hindeuten würde (also darauf, dass das Gut schon damals ein „Gasthof“ war).

 

Eine erste namentliche Erwähnung des Marschalls findet sich erst in der Georgenberger Urkunde von 1540. Darin taucht der Marschall unter seinem früheren Namen „Scheibengut“ auf.

 

Hier ein Auszug aus dieser ersten, schriftlichen Erwähnung des Guts (das Dokument befindet sich heute im Fiechter Stiftsarchiv). In der Niederschrift geht es um die ausstehenden Abgaben, die die Pächter des Scheibenguts an die Benediktiner leisten sollten.

Da trifft sich der damalige Amtmann und Prokurator (= Vorsteher und Bevollmächtigter) der klösterlichen Georgenberger Grundherrschaft, Hans Reuter, am „Dienstag nach dem St. Ulrichstag“ (Hl. Ulrich: 4. Juli) des Jahres 1540 im Beisein von Jörgen Mair, Bürger zu Hall, mit Meister Hanns Schellannd, ebenfalls Bürger zu Hall, und in Gegenwart des Hanns Abl und des Michel Raber von Stans (das ist die „eine Partei“), und ebenso mit Hanns

Cramer und Jacob Stanngl als „Gerhaben“ (Vomünder) der vier hinterlassenen Kinder des Vigil Stanngl zu Thaur (die vier Kinder hießen Bernhard, Paul, Margareth und Anna), um „wegen der Ansprüch der Velligkait des Guets, genannt das Scheybenguet, zu Stanns gelegen. Auch etlicher verfallner Zynns- Abschlaypffung des Guets. Auch dass man etlich Mal in die Stifft, wie

sich gepürt, nit erschinen ist und was sich derhalben pis auf heut dato hierynnen begeben und gehanndelt hat…“